"Sehr präzises Bombardement"

Lancaster-Bomber flogen den Angriff auf Siegen am 16. Dezember - hier eine Lancaster B 1. (Aus H.M. Flender, Der Luftangriff auf Siegen).

Siegen. Niemand hat die Luftangriffe auf Siegen so intensiv erforscht wie Hans-Martin Flender. In einer seiner gründlich recherchierten Veröffentlichungen hat er die Katastrophe des 16. Dezember 1944 ausführlich dokumentiert. Auch aus der Sicht der Bomberpiloten.

Der Siegener Geschichtsforscher hat auch herausgefunden, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit einen Zusammenhang zwischen dem Angriff auf Siegen und dem Tod des berühmten amerikanischen Orchesterchefs Glenn Miller gibt (die WR berichtete darüber). Danach sollte der Angriff bereits am 15. Dezember erfolgen. Weil das Wetter zu schlecht war, kehrten die Flugzeuge um und warfen die Bombenlast über der Nordsee ab. Eine könnte das Flugzeug Glenn Millers getroffen haben, der auf dem Weg zu einem Konzert war.

In einem Schreiben an die WR hatte Hans-Martin Flender 1988 seine damals neuesten Erkenntnisse mitgeteilt: "Wie aus mir nunmehr vorliegenden Archivunterlagen hervorgeht, flogen insgesamt 1 153 Bombenflugzeuge elf Luftangriffe gegen Siegen und warfen Bomben im Gesamtgewicht von 3 777,7 Tonnen ab. Am 16. Dezember 1944 starteten 108 Lancaster-Bomber der Royal Air Force in Richtung Siegen. 474 Tonnen Bomben fielen auf die Stadt.

Zum Vergleich: Beim zweiten großen Angriff auf Siegen am 1. Februar 1945 waren es laut Hans-Martin Flender 282 Lancaster- und Mosquito-Flugzeuge und 1 306,7 Tonnen Bomben.

Bericht: Explosionen im Südwesten

Die übrigen Luftangriffe waren von der US Air Force geflogen worden. Über alle Luftangriffe hat Flender in seinem "Der Raum Siegen im Zweiten Weltkrieg" berichtet.

In seinem im Selbstverlag des Siegener Heimatvereins 1976 erschienenen (und heute noch bei Hugendubel erhältlichen) Heft "Der Luftangriff auf Siegen am 16. Dezember 1944" zitiert Hans-Martin Flender auch Berichte von Lancaster-Piloten, die Siegen bombardiert hatten. Unter anderem: "Hauptziel Siegen. Bombardierten um 15.01 aus einer Höhe von 17 000 Fuß. Sehr präzises Bombardement. Zwei große Explosionen um 15.01 im Südwesten des Verschiebebahnhofs wurden bemerkt. Ein sehr guter Angriff."

Quelle:   Westfälische Rundschau    16.12.2004

MedienZentrum Siegen-Wittgenstein      Karl Heupel