1.12.2018 Kunst und Kultur im Bergbau

„dass es eben schön sei…“   AUSSTELLUNG IN FREUDENBERG

Das Jahr 2018 wird für den Bergbau im Ruhrgebiet den
Schlusspunkt bilden. Für die einstige deutsche Schlüsselbranche
ist dann endgültig „Schicht im Schacht“, die letzten
Kumpels werden „unter Tage“ gewesen sein. Das Zeitalter der
Kohle hat Industriegeschichte geschrieben, aber nicht nur dass:
„Unabdingbar war eine Kultur der Hilfsbereitschaft, des
Miteinanders und der gegenseitigen Toleranz in dieser Ära
schwerster und gefährlicher Arbeit. Und diese Kultur hat auch in
ganz besonderen Kunstformen ihren Ausdruck gefunden,“
erläutert Gottfried Theis. „Kaum eine andere Berufsgruppe hat
eine vergleichbar reiche kulturelle Tradition aufzuweisen, wie die
Bergleute. Die Ursachen dazu liegen in der Haltung der
Knappen zu ihrem Beruf. Sie waren sich bewusst, eine Tätigkeit
auszuüben, die hohes Können erforderte und den Einsatz des
ganzen Menschen, sogar des Lebens forderte,“ führt der
Bergwerkskenner und Pädagoge weiter aus.
Für das Freudenberger 4Fachwerk-Museum kurartiert er nun
eine Ausstellung zur Bergbaukultur, die ab dem 1. Dezember
2018 dort zu sehen sein wird. Die tiefe Verwurzelung der
Knappen zu ihrem Beruf hätten zu ganz spezifischen Sitten und
Bräuche in ihrem Arbeits- und Lebensumfeld geführt.
Bergbaukultur zeige sich in gemeinsamem Liedgut, Musik, Tanz,
Literatur, ebenso in der vom Bergbau geprägten gegenständlichen
Kunst. Theis: „Und diese Ausdrucksformen werden
weiter bestehen und uns an die Epoche sowie die besondere
Gesinnung und das Bewusstsein der Menschen im Bergbau
erinnern.“

Freudenberg selbst war keine typische Bergbaustadt. Zwar gab
es hier eine Zeche, auch in den Nachbarorten Niederndorf,
Oberfischbach, Mausbach oder Hohenhain. Sie standen aber
in keinem Vergleich zu den das Siegerland prägenden Gruben
in Müsen, Siegen, Gosenbach, Eiserfeld oder Neunkirchen.
Jedoch: Freudenberg bietet mit seinem ehemaligen Stadtmuseum
einen würdigen und besonderen Rahmen, um all die
Exponate zu präsentieren, die Gottfried Theis für diese
Ausstellung zusammengetragen hat. Er lebt in Freudenberg,
die facettenreiche Geschichte des Bergbaues, seiner Kunst
und seiner Technik bewegt ihn schon lange und hat ihn zum
ambitionierten Sammler und Experten entwickeln lassen.
Zahlreiche bemerkenswerte Ausstellungen zu Bergbau-
Themen sind unter seiner Regie entstanden.

Gottfried Theis fühlt sich durch Goethes „Wilhelm Meisters
Wanderjahre“ angesprochen. Mit der Gestalt des Montanus
(Montanprofessor Abraham Gottlob Werner) nimmt Goethes
Spätwerk mancherlei Bezug zum Bergbau. Ein Zitat: „dass es
eben schön sei, wie Kunst und Technik sich immer gleichsam
die Waage halten und so nahe verwandt immer eine zu der
andern sich hinneigt“ sieht Theis als ein Leitwort für die lebendige
Tradition der bergmännischen Kunst. „Deshalb habe ich
dieses Zitat als Titel dieser Ausstellung ausgewählt: „dass es
eben schön sei“ Kunst und Kultur im Bergbau“.

Was zeigt die Ausstellung, ‚dass es eben schön sei‘?
Traditionelles und Spezifisches aus der bergmännischen Alltags-
und Festkultur, das sich erhalten hat? Aus fünf Jahrhunderten
werden hier Kunstobjekte verschiedener Epochen,
Genres und Stile sowie Gebrauchsgegenstände aus der
bergmännischen Lebenswelt gezeigt. Sakrales und Profanes
wechseln sich dabei ab.

Mehrere Jahre Vorarbeit bedeutete diese Ausstellung über
Kunst und Kultur im Bergbau aus vier Jahrhunderten, die vom
1. Dezember 2018 bis zum 14. Januar 2019 in Freudenberg
zu sehen sein wird. Sonderführungen sind auf Anfrage
möglich.